Ithaka Institut

Jahresbericht 2016

Das Jahr 2016 war insbesondere durch die Ausweitungen der Waldgartenprojekte in Nepal sowie den Beginn eines Projektes zur Nahrungsmittelsicherheit in Bangladesh geprägt. Wissenschaftliche Veröffentlichungen im Bereich nachhaltiger Produktion von Pflanzenkohle und deren Anwendung als Trägermittel für organische Dünger trugen entscheidend mit dazu bei, dass landwirtschaftlich hergestellte Pflanzenkohle nunmehr in über 70 Ländern eingesetzt wird.

Klimafarming & Biochar

  1. Pflanzenkohle in Nepal: Das von der Asiatischen Entwicklungshilfe Bank (ADB) und Regierung Nepals finanzierte Projekt: TA-7984 NEP: Mainstreaming Climate Change Risk Management in Development wurde im Juni 2016 mit der ersten Nepali Biochar Conference unter Teilnahme der Minister für Landwirtschaft und Forstwirtschaft beendet. Die Regierung Nepals unterstützt die Einführung von Pflanzenkohle basierten Düngern und hat Subventionen dafür freigegeben. Insgesamt wurden in dem Projekt über 100 Farmer-Feldversuche in 15 Dörfern in allen 3 Hauptklimazonen des Landes angelegt. Die Produktivität der landwirtschaftlichen Flächen konnte so im Durchschnitt verdoppelt werden (http://www.ithaka-journal.net/wurzelapplikation). Dank zusätzlicher Spenden des Ithaka Freundeskreises konnten die Aktivitäten in den vom Erdbeben 2015 betroffenen Dörfern noch ausgeweitet werden.
  2. Waldgärten und Carbon Farming in Ratanpur, Nepal: Im Dorf Ratanpur wurden dank Spenden der Freunde Ithakas weitere 15.000 Mischbäume als Waldgartensysteme angelegt. Nüsse, Mango, Bananen, Limonen, Seide aus Maulbeerblättern, essentielle Öle, Bauholz, Tierfutter, Parfüm, Futter und Pflanzenkohle sind einige der Produkte, die die Bauern künftig aus ihren Waldgärten entnehmen und verarbeiten können. Keine der Bauernfamilien hätte die Investitionskosten für die Anlage dieser produktiven Ökosysteme leisten könne. Durch die Anbindung an den Handel mit CO2-Zertifikaten konnte das Ithaka Institut die Anlage der Waldgärten vorfinanzieren. Lokale Nahrungsmittelsicherheit, der Schutz von Boden, Wasser und Ökosystemen sowie globaler Klimaschutz können sich so gegenseitig befruchten. Ein ausführlicher Artikel über das Konzept und Projekt wurde hier veröffentlicht: http://www.ithaka-journal.net/waldgarten-zur-schliesung-der-globalen-kohlenstoffkreislaufe.  
  3. Biochar-Urine Nutrient Cycling for Health (BUNCH), Bangladesh: In Zusammenarbeit mit der Universität Heidelberg und Entwicklungshilfeorganisation Hellen Keller International wurde in Nabiganj, im Nordosten Bangladeshs ein neues Projekt begonnen. Ziel ist es, den Bauern in der Region zu helfen, durch Förderung der Bodenfruchtbarkeit für eine höhere Nahrungsvielfalt insbesondere bei Frauen und Kindern zu sorgen. Es wurde bereits in einigen Dörfern die Pflanzenkohle basierte Düngung eingeführt, vor allem aber zunächst eine Reihe wissenschaftlicher Feldversuche angelegt, um die Wirksamkeit der Methoden zu prüfen und unter Beweis zu stellen. (siehe: http://www.ithaka-institut.org/en/bangladesh und http://lansasouthasia.org/blog/urine-biochar-fertilizer-would-bangladeshi-farmers-accept-it).   
  4. Pflanzenkohle basierte Düngung: Neben den Feldversuchen in Nepal und Bangladesh wurden auch in Europa zahlreiche Feld- und Topfversuche durchgeführt bzw. koordiniert. Dank dieser Versuchsarbeit konnte die Methode der Pflanzenkohle basierten organischen Düngung weiterentwickelt werden. Mehrere Veröffentlichungen und Vorträge haben diese Erkenntnisse öffentlich zugänglich gemacht (http://www.ithaka-institut.org/de/publikationen).
  5. Kon-Tiki open source: Die 2014 entwickelten Anlagen zur kostengünstigen Herstellung von Pflanzenkohle wurden weiter getestet und optimiert. Die Ergebnisse wurden open access publik gemacht, was zur unvermindert raschen Verbreitung der Methode in inzwischen über 70 Ländern führte (http://www.ithaka-institut.org/de/ct/113). Zudem wurde die Nachhaltigkeit der Herstellung sowie Abgasbelastungen gemessen und publiziert (http://journals.plos.org/plosone/article/comments?id=10.1371/journal.pone.0154617).
  6. European Biochar Certificate (EBC): Unter Führung des Ithaka Instituts werden die Richtlinien für die nachhaltige Produktion und landwirtschaftliche Verwendung von Pflanzenkohle kontinuierlich weiterentwickelt. Das von der schweizerischen Firma q.inspecta durchgeführte Kontrollprogramm ist europaweit etabliert. 2016 wurden zehn industrielle Pflanzenkohleproduzenten zertifiziert. Das EBC Zertifizierungssystem gilt neben dem der IBI als internationaler Standard und wird entsprechend in der Fachliteratur zitiert. (www.european-biochar.org)
  7. Pflanzenkohle-Zulassung: Das Ithaka Institut führte auch 2016 im Auftrag vom Bundesamt für Landwirtschaft die Qualitätskontrolle für landwirtschaftlich angewendete Pflanzenkohle in der Schweiz durch. (http://www.ithaka-journal.net/schweiz-bewilligt-pflanzenkohle-zur-bodenverbesserung). Gemeinsam mit dem Bundesamt für Umwelt und anderen wissenschaftlichen Vertretern wurde die Pflanzenkohle-Strategie für die Schweiz debattiert.
  8. Beratung: Ithaka war der Hauptberater des prestigeträchtigen Stockholm Projekts (https://goo.gl/NW4o6L), bei dem es um die urbane Herstellung und Nutzung von Pflanzenkohle geht. Zudem hat Ithaka auch die schwedisch-finnische Firma Fortum hinsichtlich der klimaneutralen Wärmeherstellung für Stockholm beraten.

 

Ökologischer Weinbau

  1. Humusaufbau: Die Versuche zum Humusaufbau mittels Gründüngung, Pflanzenkohle, Pflanzenkohle-Komposten und Mulching (Rolojack) wurden fortgesetzt. Es wurden die Auswirkungen der Substrate auf die biologische Bodenaktivität, physikalische Bodenqualität, Nährstoffdynamik des Bodens, Aufbau von organischer Materie, Interaktion mit der Gründdüngung, Schadstoffimmobilisierung, Wasserdynamik, Nährstoffaufnahme der Rebe, Fruchtbarkeit, Krankheitsresistenz und Traubenqualität untersucht.
  2. Weinbau im Klimawandel: Im extremen Klima Südandalusiens (Mijas, Provinz Malaga) wurde ein neues Weinbauprojekt begonnen, um zu zeigen wie in Zeiten des Klimawandels mit ökologischen Strategien weiterhin Qualitätswein produziert werden kann. Hierbei wurden innovative Methoden wie Vetiverbegrünung, gezielte, unterirdische Bewässerung, fermentierte Bewässerungsflüssigkeiten, Beschattung, hohe Biodiversität geplant. Die Anlage und Pflanzung des neuen Weinbergs begann Anfang 2017.   

 

Sonstige Projekte

  1. Erdbebensicheres Bauen: In der Nachfolge des schweren Erdbebens im April 2015 in Nepal hatte das Ithaka Institut gemeinsam mit Prof. Gernot Minke (Universität Braunschweig) einen Leitfaden zur Errichtung erdbebensicherer Dorfgebäude erstellt. Auf Basis dieses Leitfadens wurde bei der Regierung in Nepal der Antrag gestellt, diese Baumethode als sicher und förderungswürdig einzustufen. Mit Hilfe der Spenden des Ithaka Freundeskreises wurden nach den 20 Häusern in 2015, auch 2016 noch weitere acht Häuser errichtet (http://www.ithaka-journal.net/waldgarten-lehmhauser-und-klima-abo-fur-nepal).


Publizistik, Vorträge, Führungen, weitere Aktionen

  1. Fachartikel: In verschiedenen internationalen Fachzeitschriften wurden Artikel über die Ergebnisse unserer Arbeit veröffentlicht. Sechs peer-reviewed Artikel wurden veröffentlicht, zwei davon als Hauptautor. Weitere Artikel wurden eingereicht und werden 2017 veröffentlicht. Siehe Publikationsliste unten.
  2. Ithaka-Journal und the Biochar Journal: Neben dem seit 2009 veröffentlichten Ithaka Journal wird seit 2014 das englischsprachige the Biochar Journal (tBJ) vom Ithaka Institut herausgegeben. Im tBJ wurden 2016 - neben zahlreichen Blogartikeln - drei und im Ithaka Journal sieben Themenartikel publiziert.
  3. Vorträge: Mitarbeiter des Ithaka-Institutes haben 2016 rund 10 Fachvorträge in Schweiz, Österreich, Deutschland, Finnland, Irland, Nepal, Sri Lanka, USA und Bangladesh gehalten (u.a.: http://www.ithaka-institut.org/de/vortraege).
  4. Seminare, Vorlesungen: Es wurde ein Blockseminar für die Universität Zürich durchgeführt und Vorlesungen an der Universität Lichtenstein gehalten.
  5. EBC: HP Schmidt ist Chair der European Biochar Foundation.

 

Wissenschaftliche Publikationen 2016

  1. Cornelissen, G.; Pandit, N. R.; Taylor, P.; Pandit, B. H.; Sparrevik, M.; Schmidt, H. P. Emissions and Char Quality of Flame-Curtain “Kon Tiki” Kilns for Farmer-Scale Charcoal/Biochar Production. PLoS One 2016, 11, e0154617.
  2. Schmidt, H.-P.; Shackley, S. Biochar Horizon 2025. In Biochar in European Soils and Agriculture: Science and Practice; Shackley, S.; Ruysschaert, G.; Zwart, K.; Glaser, B., Eds.; London, 2016; p.
  3. Kammann, C. I.; Glaser, B.; Schmidt, H.-P. Combining Biochar and Organic Amendments. In Biochar in European Soils and Agriculture: Science and Practice; Shackley, S.; Ruysschaert, G.; Zwart, K.; Glaser, B., Eds.; London, 2016;
  4. Schmidt HP, Kammann C, Gerlach A, Gerlach H: Der Einsatz von Pflanzenkohle in der Tierfütterung. Springer Verlag, 2016, 5, 364–394.
  5. Scheub, U.; Pieplow, H.; Schmidt, H.-P.; Draper, K.: Terra Preta: How the World's Most Fertile Soil Can Help Reverse Climate Change and Reduce World Hunger. Greystone Books, Montreal, 2016
  6. Safarik, I.; Madrova, Z.; Pospikova, K.; Schmidt, H.-P.; Baldikova, E.; Filip, J.; Kiek, M.; Malina, O.; Safarikova, M. Magnetically modified biochar for organic xenobiotics removal. Water Sci. Technol. 2016, wst2016335.