Ithaka Institut

Tätigkeitsbericht 2009-2010

Hätten wir in den ersten anderthalb Jahren den vor uns liegenden Weg auch nur erahnt, hätten wir den Mut dazu wahrscheinlich verloren. So schauten wir erst am Ende des Jahres zurück und waren froh, dass unsere Partner trotz der leichtsinnigen Höhe nie das Vertrauen in uns verloren hatten. Mit diesem ersten Jahr des Instituts haben wir uns selbst einen Maßstab gesetzt, Froh über das Erreichte, wissen wir doch, gerade erst im Basislager angekommen zu sein.

Tätigkeitsbericht der Fondation Delinat Institut für den Zeitraum

Juni 2009 bis Dezember 2010

 

Ökologischer Weinbau

  1. Es wurden mehrere Begrünungsstrategien entwickelt und getestet. Die Ergebnisse flossen in die Entwicklung mehrerer Saatgutmischungen für die Gründüngung im Weinbau. Die Saatgutmischungen wurden 2010 bereits auf zahlreichen süd- und mitteleuropäischen Weingütern getestet und weiter optimiert. Die Saatgutmischungen enthalten mehr als 50 Pflanzenarten und leisten einen großen Beitrag für die Verbesserung der Biodiversität im Weinbau. (http://www.ithaka-journal.net/saatmischung-fur-weinbergsbegrunung & http://www.ithaka-journal.net/leguminosebegrunung-im-weinberg-kurzform
  2. Erstellung der Delinat-Charta für Biodiversität im Weinbau, welche als Leitfaden für die umfassende Verbesserung der Biodiversität im Weinbau gilt. Die Charta wurde in verschiedenen Fachzeitschriften und auf Weinbautagungen präsentiert. Mehrere Elemente flossen in Richtlinien für nachhaltigen Weinbau und wurden teilweise oder ganz von Winzern verschiedener Länder übernommen. (http://www.ithaka-journal.net/charta-fur-weinberge-in-hoher-biodiversitat & http://www.ithaka-journal.net/biodiversitat-als-landwirtschaftliche-methode-teil-1)  
  3. Entwicklung des Konzeptes von biologischen Hotspots, Hecken und Fruchtbäumen für die Verbesserung der Ökosystemstabilität. Intensive ökologische Strukturaufbesserung dank dieser Elemente am Standort des DI. (http://www.ithaka-journal.net/biologische-hotspots-im-weinberghttp://www.ithaka-journal.net/baume-inmitten-der-reblandschaft & http://www.ithaka-journal.net/nisthilfen-fur-wildbienen-im-weinberg
  4. Versuch zur Schädlingsregulierung durch Integration von Bienenvölkern in den Rebflächen (gemeinsam mit Universität Würzburg: http://www.ithaka-journal.net/bienen-im-weinbau-erste-ergebnisse & http://www.ithaka-journal.net/honigbienen-im-weinbau)
  5. Konstruktion einer neuartigen Maschine zur Begrünungspflege (Rolojack). Der Rolojack wurde bis zur Serienreife entwickelt und wird seither von französischen Firm Vitimeca produziert: http://www.ithaka-journal.net/rolojack-schluessel-gezielter-begruenung
  6. Intensive Versuche zur Anlage von Mischkulturen im Weinbau. Es wurden über 20 Obst- und Gemüsearten zwischen den Rebzeilen und in Randbereichen auf ihre Eignung im Rebbau untersucht: http://www.delinat-institut.org/Mischkulturen.html
  7. In einem Projekt zur Rettung des Weinbergpfirsichs wurden mittels eines schweizweiten Aufrufs mehr als 5000 Weinbergpfirsichkerne von über 80 Sorten gesammelt. Gemeinsam mit ProSpecieRara wurden die Kerne katalogisiert und am DI Bäume daraus gezogen, die seit Frühjahr 2011 an Schweizer Winzer verteilt wurden: http://www.ithaka-journal.net/1000-weinbergpfirsiche-fur-schweizer-winzer  & http://www.ithaka-journal.net/aussaat-von-weinbergspfirsichen-fur-die-schweizer-winzer
  8. Ein mehrjähriges Projekt zur Ökosystemstabilisierung durch Erhöhung der Biodiversität wurde begonnen. Die Erfolge der Maßnahmen aus der Charta für Biodiversität wurden durch quantitative und qualitative Nützlingserfassung und Pflanzengesundheit evaluiert. So konnten u.a. 58 Schmetterlingsarten auf den Weinbergen am Standort des DI nachgewiesen werden. http://www.ithaka-journal.net/der-weinberg-ein-einzigartiger-lebensraum & http://www.ithaka-journal.net/weinberge-als-lebensraume-fur-reptilien
  9. In Zusammenarbeit mit dem Agroscope Changins wurden eine Reihe von Pflanzenschutzversuchen zur Reduktion der Kupfer- und Schwefelmengen auf Basis von Kräuterextrakten durchgeführt und evaluiert. http://www.ithaka-journal.net/phytotherapie
  10. In Zusammenarbeit mit einem deutschen und einem polnischen Unternehmen wurden Versuche zur Inokulation von Reben mit Mycorrhiza-Sporen durchgeführt: http://www.ithaka-journal.net/pilze-als-partner-mykorrhiza-im-weinbau
  11. Eine vom DI lancierte Aktion gegen illegale Pestizidspritzungen durch Helikopter in der Schweiz führte zu eine Neuevaluation der Risiken solcher Pestizidspritzungen, eine signifikante Reduktion der auf diese Art gespritzten Sektoren sowie zu umfangreichen Berichten in den Medien zur Aufklärung der Bevölkerung: http://www.ithaka-journal.net/tod-aus-dem-weinberg & http://www.ithaka-journal.net/felder-des-todes
  12. Es wurde ein größerer Versuch zur Wirksamkeit von Pflanzenkohle-Substraten im Weinberg durchgeführt und ein älterer Pflanzenkohleversuch im Weinbau weiter ausgewertet: http://www.ithaka-journal.net/biokohle-im-weinbau

 

Weinbauberatung

  1. Für die Firma Delinat wurden die Delinat Richtlinien für biologischen Weinbau und Weinbereitung komplett neu verfasst. Erstmals in Weinbaurichtlinien wurden dabei wichtige Elemente zur Förderung der Biodiversität wie das Pflanzen von Bäumen und Büschen, Weinbergbegrünung, Hotspots und ökologische Ausgleichsflächen integriert. Im Verlauf des Jahres 2010 wurden die Richtlinien vom WWF als wertvollstes Nachhaltigkeitslabel im Lebensmittelbereich ausgezeichnet (http://www.dc.delinat-institut.org/doc/deutsch/delinat-richtlinien_deutsch_2012.pdf).  
  2. Parallel zur Erarbeitung der Richtlinien wurde ein Beratungssystem aufgebaut, um den Winzern die schwierigen Umstellungen auf die neuen Delinat-Richtlinien zu erleichtern. Es wurde eine fünfsprachige Beratungswebseite erstellte, um den Winzern wichtige Informationen aus der Ökologieforschung und Merkblätter zur guten fachlichen Praxis anzubieten (http://www.dc.delinat-institut.org/). Im ersten Jahr gelang es 3 Gütern die Qualitätsstufe 2D und noch keinem die Qualitätsstufe 3D zu erreichen.
  3. Auf Château Duvivier wurde ein dreitägiges Weinbauseminar für alle Delinat-Winzer abgehalten. Am Standort des DI wurden mehrere Weiterbildungsveranstaltungen durchgeführt.

 

Klimafarming

  1. Am Standort des DI wurde eine aerobe Modellkompostierung aufgebaut. Erstmalig wurden im Verlauf des Jahres 2010 Pflanzenkohle-Komposte hergestellt. Die so hergestellten Komposte mit und ohne Pflanzenkohle wurden sowohl in Feldversuchen im Weinbau als auch in einer Reihe von Topfversuchen am Standort des DI getestet und evaluiert.
  2. In einem Gemeinschaftsprojekt mit der Universität Zürich Gießen (D) wurden umfangreiche Topfversuche mit Pflanzenkohle und Weinbergsböden durchgeführt, um den Einfluss von Pflanzenkohle auf das Wachstum zu untersuchen: http://www.ithaka-journal.net/biokohle-im-weinbergboden-einfluss-auf-nahrstoffdynamik-und-wasserspeicherfahigkeit-teil-1
  3. Am Standort des DI wurden Topfversuche mit Gerste durchgeführt, um eine optimale Korngrößenverteilung der Pflanzenkohle zu ermitteln. Die Versuche konnten vorevaluiert werden, die endgültige statistische Auswertung war jedoch nicht möglich, da das Gewächshaus bei einem Föhnsturm zerstört wurde.
  4. In einem Gemeinschaftsprojekt mit der Firma EM-Schweiz wurde der Einfluss von Pflanzenkohle auf die Fermentierung von Futterbiomassen untersucht und optimale Mengen der Zugabe von Pflanzenkohle ermittelt.
  5. Das Delinat-Institut hat 2010 das Unternehmen Swiss Biochar bei der Inbetriebnahme, der Qualitätssicherung und Weiterentwicklung der ersten europäischen Anlage zur Produktion von Pflanzenkohle beraten. Zahlreiche Pflanzenkohlen der Firma konnten dadurch für Forschungsprojekte mehrerer europäischer Partner des DI eingesetzt werden.
  6. Die Charta für Biodiversität im Weinbau wurde auf den Obstbau übertragen und unter Anleitung des DI auf 4 Obstplantagen in der Romandie umgesetzt.  
  7. In einem  Gartenversuch mit gut 120 Kleingärtnern wurde die Wirkung von Pflanzenkohle evaluiert: http://www.ithaka-journal.net/biokohleversuche-in-kleingarten-erste-ergebnisse
  8. Für das Sozialprogramm der Villa Flora wurde ein Mischgarten zur Selbstversorgung der Patienten eingerichtet und dessen Bewirtschaftung angeleitet.
  9. Es wurde ein Gutachten für elektrische Maschinen und Fahrzeuge im Weinbau für ein Projekt von ValNature erstellt. Das Bundesamtes für Landwirtschaft stützte sich auf das Gutachten bei der Verleihung des Projektauftrages an ValNature: http://www.delinat-institut.org/elektrische-maschinen.html

 

Wissenschaftliche Kooperationen, Projektförderung, Preise

  1. Die Pflege von intensiven Forschungspartnerschaften mit Universitäten und anderen Instituten gehört zu den grundlegenden Arbeitsprinzipien des Delinat-Instituts. Die wichtigsten Forschungspartner der Jahre 2009/2010 waren die Universität Zürich, das Agroscope Changins, und das Fibl, mit denen jeweils in mehreren Projekten gemeinsame Forschungsarbeit geleistet wurde.
  2. Im Herbst 2010 wurde von DI und der Universität Zürich (S. Abiven) das Biochar Science Network Switzerland gegründet. Eine Gründungsversammlung mit 8 Instituten wurde in Zürich durchgeführt (www.biochar-science.net).  
  3. Gemeinsam mit 15 Projektpartnern aus 8 Ländern wurde ein EU-Projekt zum Einsatz von Pflanzenkohle eingereicht. Das Projekt kam in die Endauswahl und erhielt 13,5 von 15 Punkten, bekam jedoch nicht den Zuschlag.
  4. Das Delinat-Institut hat 2010 eine Masterarbeit der Universität Zürich betreut. Mehrere Studienpraktika wurden am DI durchgeführt.

 

Publizistik, Vorträge, Führungen

  1. Das wichtigste Publikationsorgan für unsere Forschungsarbeiten ist das vom DI herausgegebene Ithaka-Journal. Im Jahr 2010 wurden 52 Artikel veröffentlicht, wobei etwa die Hälfte in direktem Bezug mit unseren eigenen Forschungsarbeiten steht. (http://www.ithaka-journal.net)
  2. In verschiedenen Fach- und Publikumszeitschriften der Schweiz, Deutschlands, Österreichs und Frankreichs hat das DI Fachartikel über die Ergebnisse seiner Arbeit veröffentlicht. http://www.delinat-institut.org/presse-de.html
  3. Im Fernsehen (TSR1), Radio (RSR1, SR1) und Zeitschriften wurde über die Arbeit des DI berichtet. http://www.delinat-institut.org/presse-de.html
  4. Mit den französischen Filmemachern Renaud Arrighi und Pascal Obadia wurde ein Film über die 2te Biorevolution im Weinbau produziert. Mehrere Episoden aus der Schweiz, Frankreich, Italien und Frankreich wurden in Form von Kurzfilmen präsentiert. Aufgrund unzureichenden Budgets konnte der Film bisher nicht fertig gestellt werden. (3 Kurzfilme: http://www.dailymotion.com/playlist/x1bkyf_EnfinBrefProd_in-vino-veritas/1#video=xd6zqc)
  5. Mitarbeiter des DI haben 2011 rund 35 Fachvorträge in Schweiz, Österreich, Frankreich, Deutschland, Spanien, Italien, Großbritannien und Belgien gehalten (u.a.: http://www.delinat-institut.org/seminare-events.html).  
  6. Am Standort des DI im Wallis wurden ca. 30 Fachführungen und öffentliche Führungen durchgeführt.