Ithaka Institut

Mischkulturen im Weinbau

Bereits seit 2007 führen wir in den Weinbergen des Institutes erste Versuche mit verschiedenen Kulturpflanzen durch, die wir sowohl zwischen den Rebzeilen als in den Saumzonen angelegt haben. Die Anlage derartiger Mischkulturen trägt zur Erhöhung der Biodiversität in der landwirtschaftlichen Produktion bei, minimiert den Schädlingsbefall und sorgt damit für die Reduktion von Pflanzenschutzspritzungen.
Zudem lässt sich durch Mischkulturen die begrenzte landwirtschaftliche Nutzfläche effizienter für nachhaltige Nahrungsmittelproduktion nutzen, was nicht zuletzt auch ökonomische Anreize für die Landwirte schafft. Ziel unseres Institutes ist die Entwicklung von nachhaltigen Strategien für den Einsatz von Mischkulturen im Wein- und Obstbau.

Durch Feld- und Topfversuche versuchen wir herauszufinden, welche Arten bzw. Sorten in Reb- bzw. Obstkulturen nachhaltig gedeihen, mit der jeweiligen Hauptkultur harmonieren und sich auch wirtschaftlich sinnvoll eingliedern lassen. Wir haben bisher eine Vorselektion potentieller Pflanzenarten mit Einbezug der Ökophysiologie getroffen, doch lassen sich aufgrund der komplexen Zusammenhänge noch keine spezifischen Voraussagen treffen. Es spielen nicht nur Ansprüche an Klima und Boden, sondern auch die wechselseitige Beeinflussung der Pflanzen eine zentrale Rolle. Ob sich eher eine Konkurrenzsituation oder aber im besten Falle eine Synergie einstellt, wird durch Faktoren wie Wurzelstruktur, Milieu und Mikrobiologie im Wurzelbereich, sowie dem Bedarf an Nährstoffen und Wasser im Jahresverlauf beeinflusst. Zudem scheiden manche Pflanzen (meist über die Wurzeln) organische Substanzen aus, welche das Wachstum von Nachbarpflanzen mehr oder weniger spezifisch hemmt (Allelopathie). Zudem kann es bei der Verrottung der Ernterückstände zur Herausbildung von Bodenmilieus mit negativer Wirkung auf die Hauptkultur kommen.

Um eine effiziente Bearbeitung der Hauptkulturen zu ermöglichen, werden die Mischkulturen stets nur in jedem zweiten Zeilenzwischenraum angelegt. Auf diese Weise alternieren die Mischkulturen jeweils mit begrünten Zeilenzwischenräumen. Um durch Gründüngung sowohl die Reben als auch die Mischkulturen mit Nährstoffen zu versorgen, sollten die bestellten und unbestellten Zwischenzeilen von Jahr zu Jahr wechseln. Aus diesem Grund eignen sich in der Regel vor allem einjährige Sekundärkulturen, die mit den begrünten Zeilenzwischenräumen alternieren.

Der Anbau von Begleitkulturen könnte einen wesentlichen Beitrag zur Biodiversität im Rebberg leisten. Gerade alte, nicht überzüchtete Pflanzensorten die aus einheimischen Arten oder deren nahen Verwandten hervorgegangen sind, bieten einheimischen Insekten eine wertvolle Lebensgrundlage. Das sollte sich mittelfristig positiv auf die Stabilität des Ökosystems und damit auch die Schädlings-Nützlings-Dynamik auswirken.

Folgende Hauptparameter werden im Verlauf des Projektes untersucht:

1. Konkurrenz/Mutualismus: Wie beeinflussen sich Haupt- und Sekundärkultur gegenseitig im Wachstum? Wie sieht die Nährstoff- und Wasserbilanz aus? Mit Bodenproben und Biomasse- sowie Fertilitätsmessungen bei den Reben soll jeweils herausgefunden werden, ob sich die Kulturen diesbezüglich gut ergänzen, oder eher eine ungünstige Konkurrenzsituation entsteht.

2. Wirtschaftlichkeit: Kann der Ertrag der zusätzlich geernteten Feldfrüchte den Minderertrag von Traubengut bei geringerer Rebpflanzdichte kompensieren? Wie sieht die Bilanz nach Aufwand und Ertrag aus? Ist die Qualität der Produkte aus Sekundärkulturen auf dem Markt konkurrenzfähig? Welche Vermarktungsstrategien eigenen sich (Aufbau lokaler Vertriebsnetze)?

3. Bodenbearbeitung: Wie lässt sich der Wechsel zwischen Gründüngung und Sekundärkultur gestalten, ohne auf massive Bodenbearbeitung zurückzugreifen? Welche Zeilenabstände werden benötigt, damit der Boden effizient und optimal für die Sekundärkultur vorbereitet werden kann?

4. Mechanisierung: Wie lassen sich die üblichen Landmaschinen auf die Bearbeitung der Zwischenkulturen anpassen?

5. Schädlingsdruck: Wie stark ist der Befall durch Schadorganismen in lockeren Mischkulturen bei zeilenförmiger Pflanzung? Gerade bei spezialisierten Schädlingen wie beispielsweise dem Kartoffelkäfer oder dem Traubenwickler sollten sich Mischpflanzungen regulierend auswirken. Lassen sich durch Mischkulturen Pufferzonen errichten, durch die die Infektion durch Pilzsporen eingeschränkt wird.

6. Pflanzenschutz: Inwieweit können die Behandlungen der Reben auf die Sekundärkulturen angepasst oder übertragen und synchronisiert werden? Welche alternativen Pflanzenschutzmittel zeigen bei Primär- und Sekundärkultur gute Resultate? Sollten sich die Spritzungen mit Kompostextrakten bewähren, läge hier ein riesiges Potential.

Untersuchte Gemüse- und Früchtepflanzen für den Einsatz als Sekundärkultur:

Im Zwischenstreifen
Kürbisse (mit Kompostzusatz)
Melonen (mit Kompostzusatz)
Tomaten (mit Kompostzusatz)
Kartoffeln (mit Kompostzusatz)
Pastinake (Pastinaca sativa)
Garten-Senfrauke (Eruca sativa)
Gartenmelde (Atriplex hortensis)
Erdbeerspinat (Blitum spp.)
Guter Heinrich (Chenopodium bonus-henricus)
Schwarzwurzel (Scorzonera hispanica)
Kichererbse (Cicer arietinum)
trockenheitstolerante, buschförmige Bohnenarten (z.B. Phaseolus spp., Vigna spp.)
Quinoa (Amaranthus quinoa)
Zwiebelgemüse (Allium spp.)
Eibisch (Althaea officinalis)
Erdbeeren
Himbeeren
Johannisbeeren
Goji